Ilona Nicklisch zur „Landesstrategie zur Beruflichen Orientierung“ von SPD, CDU, Grüne – 18.11.2021

18. Nov 2021

Rede von Ilona Nicklisch in Textform:

Frau Abg. Nicklisch (BVB/FW):

Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Die Entscheidung für eine bestimmte berufliche Bildung ist für die meisten jungen Menschen die erste Entscheidung, die weitreichende Folgen für ihre Zukunft und ihr Leben hat. Dieser Tatsache sind sich die meisten auch bewusst. Bei nicht wenigen entsteht dabei Druck. Oftmals ist dieser Druck mit der Angst verbunden, sich für die falsche Ausbildung zu entscheiden oder entschieden zu haben.

Das ist nicht ganz unbegründet, wie die Praxis zeigt: Etwa jeder vierte Auszubildende in Deutschland bricht seine Ausbildung ab – ich möchte die Zahlen nicht mehr nennen; das hat Herr Hohloch schon getan. Im Osten ist es sogar jeder Dritte. Deshalb ist es wichtig, dass bereits in der Grundschule eine systematische Vorbereitung auf das spätere Berufsleben erfolgt. Dazu gehört, bei den Kindern frühzeitig die Fähigkeit zu entwickeln, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen.

Berater zur Vermittlung von Ausbildungsabbrechern beklagen, dass vielen Jugendlichen die nötigen Praxiserfahrungen fehlen würden, um sich ein Bild von der Berufsrealität machen zu können. Wo und wie junge Menschen diese Praxiserfahrung schon vor der Ausbildung sammeln können, dazu ist auch das vorliegende Strategiepapier wenig aussagefähig.

Anders als vor Jahren, als der Ausbildungsplatz einem Lottogewinn glich, haben Jugendliche heute oft eine große Auswahl und recht klare Ansprüche an den zukünftigen Arbeitsplatz. Einem Datenreport zum Berufsbildungsbericht aus dem Jahr 2019 zufolge ist es den Auszubildenden am wichtigsten, Monotonie in ihrer Arbeit zu vermeiden. Danach folgen: gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben, Karriere zu machen, mit Menschen zu arbeiten, Ideen einbringen zu können und – nicht zuletzt – ausreichend Freizeit zu haben.

Das erfordert eine sehr individuelle Beratung, bei der es in der Breite noch erhebliche Ausbaureserven gibt. Es erfordert aber auch, weiterhin vorhandenen falschen Denkweisen in Bezug auf das Berufsleben entgegenzuwirken. Dabei ist Auszubildenden künftig zu verdeutlichen, dass Ausbildung und Beruf nur mit Ernsthaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein erfolgreich gemeistert werden können. Besonders in manchen unserer Oberschulen ist dieses Bewusstsein seit Längerem abhandengekommen.

Grundsätzlich ist die Landesstrategie für die berufliche Bildung der richtige Ansatz zur Lösung der derzeit bestehenden Problemlage bei der Berufswahl. Zu einzelnen Punkten, die es in weiteren Diskursen zu betrachten gilt, besteht noch Gesprächsbedarf. Wir plädieren wie Frau Dannenberg für eine Überweisung. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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