Pläne der Landesregierung zum Wasserstoff-Transportnetz werfen Fragen auf – Probleme Dunkelflaute und hohe Energiepreise werden nicht gelöst
Auch Erdgas hat als Energieträger Nachteile. Seine Verbrennung erzeugt Treibhausgase, zudem ist die Versorgung durch den Angriff Russlands auf die Ukraine deutlich teurer geworden. So treiben EU, Bund und die Landesregierung die Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff nun noch schneller voran. Auf Antrag von Dr. Philip Zeschmann (BVB / FREIE WÄHLER) präsentierte die Landesregierung im Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und und Energie (AWAE) den aktuellen Stand der Planungen.
Die Kosten eines Neubaus des benötigten Wasserstoff-Netzes schätzt die Landesregierung auf 2,6 Milliarden Euro. Doch die Umnutzung vorhandenen Erdgas-Pipelines bzw. von deren Trassen könnte die Kosten auf 1,2 Milliarden Euro senken. Die Frage, wie sich die Finanzierung aufteilt – Privat, EU, Bund, Land – blieb jedoch offen. Zudem fielen uns weitere Aspekte der Planung auf, die die öffentlichen Aussagen de Landesregierung bzw. Lobbyisten ernsthaft in Frage stellen.
Planzahlen der Landesregierung beim Ausbau der Erneuerbaren überzogen – Speichermöglichkeit nicht in Sicht
Die Planzahlen in der Studie liegen weit hinter den Ausbauzielen der Landesregierung. Für 2040 ging die Präsentation beispielsweise von 14 GW an Photovoltaik aus. Die Landesregierung gibt aber für das Jahr 2040 ein Ziel von 33 GW Photovoltaik aus – also mehr als doppelt so viel. Dass die Landesregierung in Präsentationen weiterhin die niedrigeren Zahlen verwendet, zeigt, dass sie die eigenen, völlig überzogenen Planungen wohl nicht so ganz ernst nimmt. Klar ist auch, dass die Landesregierung den Großteil des Wasserstoffs importieren will. Die Studie geht für das Jahr 2040 von Produktionskapazitäten von 10 GW bestehen sollen – deutschlandweit. Deutschland kann also die periodische Überproduktion der geplanten riesigen Überkapazitäten an Windkraft und Photovoltaik kaum in Form von Wasserstoff zwischenspeichern.
Vorerst kaum Wasserstoff als Elektroenergie-Reserve
Dies bestätigt sich auch bei der Betrachtung der geplanten Menge an Wasserstoff zur Rückverstromung. Diese ist selbst für das Jahr 2045 minimal. Was beweist: Die Landesregierung glaubt selbst nicht daran, dass Wasserstoff einen nennenswerte Rolle beim Ausgleich wetterbedingter Schwankungen der Stromversorgung spielen wird. Welche Kraftwerkstypen die langen Zeiten mit Dunkelflaute überbrücken sollen bleibt offen. Angesichts der Beschlüsse zu Atom- und Kohleausstieg kommen realistisch nur Erdgas – vor allem als relativ teurer Flüssiggas-Import – oder direkter Importe von Strom aus dem Ausland in Frage.
Unrealistische Vorstellungen zu energieintensiven Industrien
Ein Drittes Problem sind die prognostizieren Hauptabnehmer. Diese sollen die energieintensiven Industriebetriebe in Brandenburg sein. PCK-Raffinerie, Elektrostahlwerk Eisenhüttenstadt, Hochöfen, Papier-, Ziegel-, Glas-, Zement- und Gipsherstellung Aber warum sollten energieintensiven Unternehmen über Jahrzehnte im Land mit den höchsten Energiepreisen der Welt bleiben? Besonders absurd wird diese Annahme bei der Gipsherstellung. Diese Betrieb konzentrieren sich um die Braunkohlekraftwerke in der Lausitz. Denn deren Rauchgasentschwefelungsanlagen binden das Schwefeldioxid in Form von Calziumsulfat – besser bekannt als Gips. Doch die Landesregierung geht offensichtlich davon aus, dass die auf Halde lagernden Reserven noch Jahrzehnte reichen. Und auch die sonstigen energieintensiven Industrien sollen trotz widrigster Umstände im Land bleiben. Doch wie sie die dafür notwendige Senkung der Energiepreise erreichen will, erklärte die Landesregierung nicht.
Fazit: Wasserstoff-Netz ist sinnvoll, aber löst Probleme der Energieversorgung nicht
Wir sehen in Wasserstoff als Energieträger großes Potential und befürworten den Ausbau eines Transportnetzes. Doch das Gesamtkonzept der Landesregierung im Bereich Energie kann uns nicht überzeugen. Die Frage nach den Kosten und den Energiepreisen im Land beantwortet die Landesregierung nicht. Wasserstoff bleibt als Energieträger mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Jahrzehnte hinaus sogar teurer als importiertes Flüssiggas. Bei der Produktion vor Ort sind die Kosten sogar stets höher als der lokale Preis für Elektroenergie – denn die Herstellung verbraucht mehr Elektroenergie, als bei der Verstromung oder Verbrennung zu Heizzwecken an Energie nutzbar wird.
Auch die Frage nach der Sicherung der Energieversorgung bei Dunkelflaute lässt die Landesregierung unbeantwortet. Die oft in den Medien verbreitete teure Antwort „Energiezwischenspeicherung von lokaler Wind- und Sonnenergie in Form von Wasserstoff“ wird offensichtlich gar nicht angestrebt. Wir stellen daher weiter in den Ausschüssen und im Plenum Fragen und reichen Lösungsvorschläge in Form von Anträgen ein. Auf diese Weise kämpfen wir auch aus der Opposition heraus für eine kostengünstige Energieversorgung, die sowohl Bürger als auch den energieintensiven Betrieben das (Über-)Leben in Brandenburg leichter macht.
Zur Machbarkeitsstudie „Auf- und Ausbau eines leistungsfähigen Wasserstofftransportnetzes in Brandenburg“
Zur Präsentation der Studie im Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Energie