Gute öffentliche Schulplätze werden Mangelware

8. Dez 2022

Schul-Erstwunsch der Eltern wird seltener berücksichtigt, Eltern weichen als Gegenreaktion immer häufiger auf Freie Schulen aus

Eine Kleine Anfrage von Ilona Nicklisch, der bildungspolitischen Sprecherin der BVB / FREIE WÄHLER Fraktion, zeigt eine bedenkliche Entwicklung in Brandenburgs Bildungssystem. Die Schulwahl wird für Eltern immer schwerer. Denn oft gibt es nicht genug ortsnahe öffentliche Schulen, und die Eltern wollen ihren Kindern zurecht keine extrem langen Schulwege zumuten. In anderen Fällen ist der Ruf der örtlichen öffentlichen Schule so schlecht, dass die Eltern ihre Kinder in eine andere Schule schicken wollen. Bisher haben die Schulämter die Schulwünsche der Eltern fast immer berücksichtigt. Im letzten Jahr verweigerten sie nur 10 % der Eltern ihren Wunsch auf eine spezifische Schule. Inzwischen lehnen sie jedoch bereits 20 % der Elternwünsche ab.

Soziale Durchmischung geht verloren

Immer häufiger schicken die Eltern ihre Kinder daher in Freie Schulen, die versuchen, die Lücken zu schließen. Inzwischen lernen dort knapp über 10 % aller Brandenburger Schüler. Dies kaschiert den regionalen Mangel an guten öffentlichen Schulen. Doch die Freien Schulen erhalten vom Land weniger Mittel als öffentliche Schulen. Daher erheben sie oft ein hohes Schulgeld, um sich finanzieren zu können. Folglich können es sich oft nur wohlhabendere Eltern leisten, ihre Kinder dort lernen zu lassen. Dies führt teilweise zu negativen Konsequenzen: Hat eine öffentliche Schule einen schlechten Ruf, weichen die wohlhabenderen Eltern auf bessere öffentliche Schulen oder Freie Schulen aus. Oder sie gründen eine solche. Diese Schulen entwickeln sich dann oft zu regelrechten „Eliteschulen“. In den anderen öffentlichen Schule bleiben vor allem die Kinder aus sozial schwächeren Familien. Die soziale Durchmischung der Schulen geht somit verloren, die Chancengleichheit im Bildungssystem ebenso.

Für uns ist klar: Das Land muss die Qualität und räumliche Verfügbarkeit öffentlicher Schulen verbessern. Die „Problemschulen“ lassen sich leicht an den ausbleibenden Einschulungswünschen der Eltern ablesen. Zudem muss das Land die Freien Schulen besser finanzieren, solange diese kein Schulgeld verlangen. Denn so wären diese Schulen auch Kindern von weniger wohlhabenden Eltern zugänglich.

Presse
Wegen steigender Schülerzahlen: Erstwunsch nach weiterführender Schule erfüllt sich in Brandenburg immer seltener – Tagespiegel PNN, 06.12.2022

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