Rede von Ilona Nicklisch in Textform:
Ilona Nicklisch (BVB/FW):
Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Werte Zuschauer am Livestream! Sie können sich sicher noch an die erste Zeit der Coronapandemie in den Krankenhäusern erinnern.
Viele ehrenamtliche Bürger haben dem Krankenhauspersonal Sachspenden wie frischen Kaffee oder Kartoffelsalat mit Würstchen vorbeigebracht; ich war eine von ihnen. Dies war ein solidarischer Akt des Dankes für die vielen geleisteten Mehrstunden auf den Stationen unter extremen Belastungen und den vorherrschenden Unsicherheiten der Pandemie.
(Beifall BVB/FW)
Das Krankenhauspersonal wurde in Zeiten der Pandemie mehr denn je geschätzt.
Und jetzt? Jetzt sagen wir „Danke für Ihr Engagement, aber wir müssen schließen“ oder „Ihr nächster Termin ist abgesagt“? Ist es das, was wir in Brandenburg wirklich wollen? Nur noch große Kliniken mit hochtechnischen Geräten und wissenschaftlichem Personal, während kleine Kliniken auf der Strecke bleiben?
Eines dürfen wir nicht vergessen: Unsere kleinen Kliniken leisten Tag für Tag wichtige Arbeit – ambulant und stationär. Unsere Brandenburger Bürgerinnen und Bürger fühlen sich dort wohl und sicher aufgehoben. Möchten Sie mit einem Angehörigen, der schnellstmöglich medizinische Hilfe braucht, erst 80 km fahren müssen, um zu einer Spezialklinik zu gelangen, obwohl die Erstversorgung auch direkt in einem nahe gelegenen regionalen Krankenhaus erfolgen könnte?
Die Folgen der Pandemie und die aktuellen Kostensteigerungen betreffen uns alle. Aber wollen wir wieder an unserem Gesundheitssystem sparen? Wir haben in Pandemiezeiten leider schon feststellen müssen, dass wir in den Krankenhäusern zu wenig Personal haben. Die Pandemie hat uns kalt, sehr kalt erwischt, und die Krise hat seit Jahren sich kumulierende Versäumnisse aufgedeckt. Es wurde einfach vergessen, ausreichend in das Gesundheitssystem zu investieren.
(Beifall des Abgeordneten Stefke [BVB/FW])
Ein großer Fehler – finde ich -, wie sich jetzt zeigt.
Um im kommenden Winter die Versorgungssicherheit für alle Brandenburger Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten, sind schnelle finanzielle Hilfen erforderlich. Nur durch kurzfristige Ausgleichszahlungen können wir den gestiegenen Mehrbedarf decken.
(Beifall BVB/FW)
Wenn keine angemessenen Sofortmaßnahmen ergriffen werden, lässt sich eine ausreichende medizinische Versorgung nicht mehr sicherstellen.
Krankenhausschließungen lösen unser Problem nun wirklich nicht. Was nützen uns große Kliniken, wenn wir kein Personal zur Verfügung haben? Große Kliniken bedeuten einen größeren Aufwand in allen Bereichen, egal ob ambulant, stationär, notfallmedizinisch oder bei Vor- und Nachsorge. Wie sollen die großen Krankenhäuser das meistern, wenn schon jetzt – wie von den Kollegen ja angesprochen wurde – zu wenig Personal da ist? Und: Eine Krankenschwester aus einem kleinen Krankenhaus nimmt bei der belastenden Schichtarbeit keinen Arbeitsweg von 80 km auf sich.
Die Belastungen in den Krankenhäusern sind gestiegen. Rund 70 % des Pflegepersonals berichten von psychischen Belastungen und rund die Hälfte von körperlichen Belastungen. Das sollte uns zu denken geben.
Jetzt gilt es, endlich Abhilfe zu schaffen und zielführende Maßnahmen zu ergreifen. Schnelle finanzielle Hilfen müssen bereitgestellt werden, um eine bedarfsgerechte sowie flächendeckende Krankenhausversorgung sicherzustellen.
(Beifall BVB/FW)
Dem vorliegenden Antrag stimmen wir natürlich zu, weil wir hoffen, dass die Forderungen nicht nur leere Worte sind, sondern mit den Geldern, die Sie angesprochen haben, auch wirklich umgesetzt werden. Denn Brandenburg benötigt mehr als eine Notfallversorgung. Ich möchte noch einmal ausdrücklich sagen: Nur eine Notfallversorgung zu haben ist das Schlimmste, was uns passieren kann. – Ich hoffe, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Den Antrag der AfD müssen wir leider ablehnen, weil er nicht das beinhaltet, was wir für gut empfinden. – Danke.
(Beifall BVB/FW sowie vereinzelt SPD und CDU)