Waschbären: Kastrieren bessere Lösung als nur abschießen

23. Juli 2022

Trotz intensiver Bejagung ist Waschbär-Population in Brandenburg zu hoch – Landesregierung nutzt laut Kleiner Anfrage Möglichkeit der Kastration nicht

Keine Frage: Waschbären sehen niedlich aus. Doch die aus Nordamerika eingeschleppte Art liebt es, Eier und kleine Tiere zu fressen und stellt so inzwischen eine Gefahr für viele einheimische Arten dar. Und in Wohngebieten richtet sie beim Durchwühlen von Mülltonnen oder Eindringen in Gebäude große Schäden an. „Die Population wächst stetig. Waschbären sind mittlerweile in ganz Brandenburg flächendeckend verbreitet und es werden immer mehr“ stellt Christine Wernicke, Landtagsabgeordnete von BVB / FREIE WÄHLER, fest.

Steigende Abschusszahlen

Daher schießen Brandenburgs Jäger Waschbären in großer Zahl. 2011/2012 waren es noch14.495 Abschüsse, 2021/2022 hingegen schon 35.117 Abschüsse. Dies ergab die parlamentarische Anfrage „Bekämpfungsmaßnahmen des Waschbärenbestandes in Brandenburg“, die Wernicke an die Landesregierung gerichtet hatte. Insgesamt 2.419 erlegte Waschbären wurden anschließend labordiagnostisch untersucht. Ergebnis: Nur 30 der untersuchten Tiere litten an dem ansteckenden Staupevirus und kein einziges war von Endoparasiten wie Würmern befallen. Dies entkräftet ein häufig gebrachtes Argument für den intensivierten Abschuss.

Dies stellt auch die intensivierte Bejagung insgesamt in Frage. Denn auch die steigenden Abschusszahlen konnten die Population nicht reduzieren. Ein Grund ist die Lebensweise der Waschbären. Sie leben in kleinen, nach Geschlechtern getrennten Gruppen. Schießt man alle Vertreter einer Gruppe aus Männchen, besetzen nach kürzester Zeit Männchen aus dem Umland das Revier neu. Die Waschbärenpopulation gleicht die Verluste sehr schnell durch stärkere Vermehrung aus, der Effekt ist folglich minimal.

Kastrationsprogramme bessere Lösung

Beobachtungen aus anderen Bundesländern zeigen: Kastrationsprogramme wären bei Waschbären zielführender als die Bejagung. „Deshalb sollte die Landesregierung die Möglichkeiten von Kastrationsprojekten oder der hormonellen Bestandsreduktion in Betracht ziehen.“, so Wernicke. Denn die kastrierten Männchen verteidigen weiter ihr Revier samt der darin befindlichen Weibchen gegen die Waschbär-Rüden aus der Umgebung. Doch Nachwuchs können sie nicht mehr zeugen. Der Waschbär wird damit nicht ausgerottet, was aber angesichts der Zahlen und starken Vermehrung ohnehin kaum machbar ist. Doch seine Population wird auf ein niedrigeres Maß beschränkt.

Leider zeigt sich die Landesregierung für solche Maßnahmen nicht offen. Sie argumentiert mit dem hohen Aufwand, die Tiere zu fangen und der nur kurzen durchschnittlichen Lebenserwartung von 3 Jahren. Dabei vergisst sie, dass diese kurze Lebenserwartung vor allem das Resultat der intensiven Bejagung ist. Denn biologisch werden Waschbären bis zu 20 Jahre alt. Würde man die Männchen in einem Gebiet kastrieren, hätte man für mehrere Jahre Ruhe. Zumal die Bejagung in Wohngebieten nicht unproblematisch ist. Und ohne Kastrierung jedes Weibchen im Revier pro Jahr bis zu 6 Junge hervorbringt.

Zur Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage „Bekämpfungsmaßnahmen des Waschbärenbestandes in Brandenburg“

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