Strömungskraftwerke: Koalition lehnt Potentialprüfung ab – Wasserkraft bei Grünen unerwünscht

20. Mai 2021

Bild: Eine große 100 kW-Stromboje beim Transport auf einem Boot. Nach der Verankerung im Fluss ist nur noch der gelbe Schwimmer an der Wasseroberfläche zu sehen. Kleinere Varianten wären vielleicht auch in Elbe und Oder einsetzbar – doch die von der BVB / FREIE WÄHLER Fraktion beantragte Prüfung dieses Potentials wurde von SPD, CDU und Grünen abgelehnt.

Antrag sollte Landesregierung beauftragen, Potential für schwimmende Strömungskraftwerke zu ermitteln – SPD, CDU und Grüne lehnten ab

Schwimmende Strömungskraftwerke – oft nur kurz „Strom-Boje“ genannt – wurden erstmals vor über 10 Jahren getestet. Das Prinzip ist einfach: Eine Boje wird im Fluss verankert, die Strömung dreht einen Propeller, der wiederum einen Generator betreibt. Der fast wetterunabhängige Strom wird dann ins Netz eingespeist und ist grundlastfähig. Inzwischen haben Ingenieure größere Anlagen in der Donau errichtet und installieren aktuell weitere Anlagen bei St. Goar im Rhein.

Videobeitrag des Österreichischen Klimaschutzpreises nach der Verleihung dieses Preises im Jahr 2010 an die „Strom-Boje“

Die meisten Flüsse Brandenburgs fließen für derartige Anlagen zu langsam oder führen zu wenig Wasser. Einige Abschnitte von Elbe und Oder (Abfluss jeweils ca. 500 m³ pro Sekunde) könnten jedoch in Frage kommen. Unsere Große Anfrage hatte zudem ergeben, dass das Potential für derartige Anlagen nie ermittelt wurde. Also stellten wir den Antrag, dies nachzuholen.

Einführende Rede von Dr. Philip Zeschmann (BVB /  FREIE WÄHLER) zum Antrag „Potenzial für schwimmende Strömungskraftwerke in Brandenburg ermitteln“

Doch die Regierungskoalition aus SPD, CDU und Grünen lehnte den Antrag ab. Für die Grünen kämpfte die Abgeordnete Isabell Hiekel sogar pauschal gegen eine bessere Nutzung der Wasserkraft. Und das mit frei erfundenen Argumenten.

Propeller von Strömungsbojen bewegen sich aus hydrodynamischen Gründen kaum schneller als das umgebende Wasser. Denn sonst würde der Propeller das Wasser antreiben, und nicht das strömende Wasser den Propeller samt Generator. Selbst an ihren Außenseiten erreichen die Propeller daher nur eine Geschwindigkeit von höchstens 10-15 km/h. Das österreichische Umweltministerium stellte bei den in der Donau durchgeführten Untersuchungen fest, dass Fische die Boje ohne zusätzliche bauliche Einrichtungen unbeeinträchtigt passieren können. Dennoch behaupteten die Grünen, Strombojen würden die Fische töten.

Bei Windkraftanlagen beträgt die Geschwindigkeit der Rotoren an den äußeren Kanten hingegen selbst bei mäßigem Wind weit über 100 km/h.* Bei solchen Geschwindigkeiten sind nicht nur Kollisionen tödlich – selbst der plötzliche Druckabfall in der unmittelbaren Nähe des Rotors reicht aus, um Fledermäuse zu töten („Barotrauma“). Mit anderen Worten: Das Argument der gefährdeten Fische durch Strombojen war von den Grünen frei erfunden, würde aber bei Vögeln und Fledermäusen nachweislich gegen die von den Grünen propagierten Windkraftanlagen gelten.

Außerdem behaupteten die Grünen, solche Strombojen könnten nie funktionieren, schwimmende Baumstämme und Kühlschränke [!] würden die Anlagen regelmäßig beschädigen oder zerstören. Eine „Pilotanlage im Raum Cottbus“ sei von einem solchen zerstört worden. Eine absolut nicht nachvollziehbare Aussage: Im Umland von Cottbus gibt es gar keinen Fluss, der für Strombojen geeignet wäre. Die Spree ist in Cottbus kaum einen Meter tief und führt im Schnitt nur 16 m³ Wasser pro Sekunde. Die Fließgeschwindigkeit beträgt dort zudem im Schnitt nur 1 – 2 km/h – für Strombojen bräuchte man mehr als das dreifache.

In Wahrheit ist St. Goar der erste Ort in Deutschland, wo diese Technik eingesetzt wird. Die Testanlagen in der Donau laufen inzwischen seit über 10 Jahren und haben bisher jedes Hochwasser überlebt. Gelegentlich vorbeischwimmendes Treibgut wird vom Abweiser und den Sperrkabeln zur Seite geschoben und geht dann den Weg des geringsten Widerstands: also seitlich an der Anlage vorbei. Somit ist die Behauptung ein weiteres frei erfundenes Argument der Grünen gegen die Nutzung von Wasserkraft.

Tatsächlich beendet die Abgeordnete der Grünen ihre Rede dann mit einem Plädoyer GEGEN die Nutzung jeglicher Form von Wasserkraft. Zitat: „Bestehende frei fließende Gewässerstrecken – wie gerade Oder und Elbe – sind von einer Nutzung durch Wasserkraft auszuschließen. Der Neubau von Wasserkraftanlagen in Naturschutzgebieten und Natura 2000Gebieten ist auszuschließen. Und: der Neubau kleiner Wasserkraftanlagen unter 1 MW installierter Leistung ist aus Effizienzgründen nicht weiter zu verfolgen. Ich könnte jetzt noch ganz viel erläutern zu den negativen Auswirkungen von Wasserkraftanlagen auf die Fischfauna. Aber Sie haben Glück. Die Zeit ist um.“

Dabei bezieht sie sich auf ein Positionspapier des BfN aus dem Jahr 2014, das 2017 noch einmal erweitert wurde. Dessen Ausführungen beziehen sich jedoch explizit auf die Auswirkungen der für konventionelle Wasserkraftwerke notwendigen Querbauwerke (Staudämme / Wehre). Die haben mit den Strombojen jedoch reinweg gar nichts zu tun, solche Anlagen hatte das BfN damals gar nicht auf dem Schirm. Entweder hat Frau Hiekel dies jedoch im angeblichen grünen Eifer für Erneuerbare Energie „überlesen“ oder absichtlich in irreführender Weise verschwiegen.

Nachdem die Grünen zuvor bereits unseren Antrag auf Förderung von Photovoltaik auf kommunalen Dächern, auf den Erhalt ausgeförderter häuslicher Photovoltaik-Anlagen und nun auch zur Potentialermittlung bei neuen Formen der Wasserkraft abgelehnt haben, wirft das Fragen auf. Geht es den Grünen wirklich um erneuerbare Energien? Oder dient ihr Kampf gegen alles außer Windkraft nicht in erster Linie dem Wohl der Windkraftindustrie?

Abschließende Rede von Dr. Philip Zeschmann (BVB /  FREIE WÄHLER) zum Antrag „Potenzial für schwimmende Strömungskraftwerke in Brandenburg ermitteln“

Antrag „Potenzial für schwimmende Strömungskraftwerke in Brandenburg ermitteln“

* Rechenbeispiel Bewegungsgeschwindigkeit der Rotoren von Windkraftanlagen
Annahmen: Rotordurchmesser 120 Meter, eine Umdrehung alle 4 Sekunden:
Rotorumfang = Pi * Durchmesser = 377 Meter
Geschwindigkeit Außenkante = Rotorumfang dividiert durch benötigte Zeit für eine Umdrehung = 94,25 m/s = 339,3 km/h

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