Matthias Stefke zu „Landesstrategie zur beruflichen Orientierung“ von SPD, CDU, Grüne vom 28.01.21

28. Jan. 2021

Rede von Matthias Stefke in Textform:

Herr Abg. Stefke (BVB/FW):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer an den Bildschirmen! Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es für Kinder heute schwerer denn je ist, sich für einen beruflichen Weg zu entscheiden, der zukunftsträchtig ist, ein auskömmliches Einkommen verspricht und zudem Freude an der beruflichen Tätigkeit erwarten lässt. Auch für die Eltern oder Erziehungsberechtigten ist hier guter Rat teuer, weil ihnen ob des vielfältigen Angebots der Überblick über alle sich heute bietenden Möglichkeiten schnell verloren gehen kann. Seien wir ehrlich: Man ist im Grunde auch in Zeiten des Internets auf zielführende Kontakte bzw. gute Tipps aus dem Verwandten-, Freundes- oder Kollegenkreis angewiesen. Deshalb ist eine Landesstrategie, die diesbezüglich Hilfe und Orientierung bietet, wichtig und richtig.

Die vorhandene Landesstrategie zur Berufs- und Studienorientierung läuft wie alle Strategiepapiere Gefahr, schon bald nach ihrer Erstellung nicht mehr auf der Höhe der Zeit zu sein. Kaum ein Lebensbereich unterliegt so schnellen Veränderungen wie die Berufswelt. Somit ist davon auszugehen, dass die Strategie aus dem Jahr 2016 nicht mehr aktuell ist und tatsächlich überarbeitet werden sollte. Dabei ist uns wichtig, dass eine große Praxisnähe zugrunde gelegt und sie mit allen infrage kommenden Kooperationspartnern gemeinsam überarbeitet wird, für Kinder, Jugendliche und Eltern verständlich ist und damit praktischen Nutzen entfalten kann.

Einer der Kritikpunkte, die uns vorgetragen wurden, ist, dass die bisherigen im Lehrplan der Sekundarstufen verankerten Berufspraktika nicht wirklich dafür geeignet sind, dass sich die Kinder und Jugendlichen ein umfassendes Bild von der großen Auswahl an Berufen machen können. Es fehlt in der Breite wie auch in der Tiefe dieser Berufsbilder an Praktikumsplätzen.

Der Eindruck, der uns aus der bisherigen Fassung der Landesstrategie und den berufsvorbereitenden Veranstaltungen vermittelt wurde, war, dass der allgemeine Fokus auf bestimmte Berufszweige und Ausbildungen gelegt wurde, deren Grundvoraussetzung das Abitur ist. Auf Ausbildungsmessen scheinen handwerkliche Berufe oder Berufe in der Landwirtschaft entweder nicht repräsentiert oder eher unterrepräsentiert zu sein.

Fachkräfte fehlen nahezu in allen wirtschaftlichen Bereichen. Insofern ist es aus unserer Sicht zwingend erforderlich, alle Bildungsträger, Ausbildungszentren, Fach- und Hochschulen, Handwerkskammern sowie die Schulen und selbstverständlich auch die potenziellen Auszubildenden und Studierenden an einen zu Tisch holen, damit sie gemeinsam eine Strategie zur Berufsorientierung entwickeln, die besser ist als die bisherige. Zudem sollen geeignete Maßnahmen erörtert werden, um bestimmte Ausbildungen und Ausbildungsberufe attraktiver zu gestalten. Dazu gehören neben der Vergütung auch die Perspektiven, die sich aus bestimmten Berufen ergeben können.

Es ist erforderlich, die Kinder und Jugendlichen durch Berufsinformation und Bewerbungstrainings besser vorzubereiten und dabei auch ihre Sprache zu sprechen. Dabei ist es egal, ob es „Berufs- und Studienorientierung“ oder „berufliche Orientierung“ heißt; wichtig ist, ihnen Wege zur Berufs- oder Studienwahl aufzuzeigen. Dazu gehört sicherlich ein breiterer digitaler Auftritt, aber gehören eben auch praktische Erfahrungen durch die Möglichkeit gezielter Praktika. Es geht darum, herauszufinden, was man kann und was man will oder auch nicht will.

Diese Punkte müssen unseres Erachtens zwingend in die Überarbeitung der Landesstrategie aufgenommen werden, ebenso wie die Möglichkeit der Durchführung von Betriebspraktika in jedem Schuljahr ab der 8. Klasse. Somit besteht zumindest die Möglichkeit, in Berufe mit Schwerpunkten in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Soziales hineinzuschnuppern. Voraussetzung dafür ist allerdings eine größere Bereitschaft von möglichen Ausbildungsbetrieben und von Instituten, Schulpraktika zu ermöglichen.

Die Fraktion BVB / FREIE WÄHLER wird diesem Antrag zustimmen. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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